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Biografie

Antonie Pfülf

14. Dezember 1877, Metz – 8. Juni 1933, München

Portrait: Antonie Pfülf

Im da­mals deutschen Metz ge­bo­ren, ver­bringt Antonie Pfülf, genannt Toni, ihre Kindheit in einem großbürgerlichen Elternhaus. Gegen den Willen ihrer Eltern geht sie 1896 nach Mün­chen an die Lehrer­bildungs­anstalt und unter­richtet ab 1902 an ver­schie­denen Schulen in Bayern. 

Toni Pfülf tritt 1908 der SPD bei. Als Lehrer­in ist sie vielfach mit Kin­dern kon­fron­tiert, die in schwierigen und ärm­lichen Verhält­nissen leben und en­ga­giert sich ehren­amtlich als Armen- und Waisen­rätin. 1918 ist sie eine von fünf Frauen im Münchner Ar­beiter­rat. Ein Jahr später wird sie in die ver­fassung­gebende Deutsche National­ver­samm­lung ge­wählt und ver­tritt von 1920 bis 1933 die SPD im Deutschen Reichs­tag. 

Toni Pfülf ist zudem Mit­glied in der Freien Lehrer­gewerk­schaft Deutschlands (FLGD) und kämpft für eine Chancen­gleichheit im Bil­dungs­wesen, um auch Arbeiter­kindern den Zu­gang zu weiter­führen­den Schulen zu er­mög­lich­en. Sie en­ga­giert sich für die Gleich­berechti­gung der Frauen und schon früh gegen den auf­kom­men­den National­sozialis­mus. Sie wird des­halb im März 1933 kurz­zeitig in­haf­tiert. Am 23. März 1933 stimmt Toni Pfülf im Reichs­tag mit den an­wesen­den Ab­ge­ord­neten ihrer Frak­tion ge­gen das Er­mächti­gungs­gesetz. Als sich die Mehr­heit der SPD-Fraktion ent­schließt, am 17. Mai 1933 einer ge­mäßigt ge­halten­en Regierungs­erklärung des Reichskanzlers Adolf Hitler zu außen­politisch­en Fra­gen zu­zustimmen, kritisiert sie dieses Vor­gehen scharf. Sie verlässt die Sit­zung unter Pro­test.

Auf der Rück­fahrt von Berlin nach München unter­nimmt sie einen schon länger er­wo­genen Ver­such, sich das Leben zu nehmen. Sie wird recht­zeitig ge­funden und in ein Kranken­haus ge­bracht. Am 8. Juni wieder­holt Toni Pfülf ihren Suizid­versuch und stirbt in ihrer Münchner Woh­nung. 

Heute be­findet sich an ihrem ehe­maligen Wohn­haus in der Leopold­straße 77 in München eine Gedenk­tafel für Toni Pfülf. 

Portrait: Antonie Pfülf

Antonie Pfülf 

Weiterführendes

Antje Dertinger: Dazwischen liegt nur der Tod. Leben und Sterben der Sozialistin Antonie Pfülf, Berlin 1986

Eva Maria Volland: Antonie (Toni) Pfülf – … die Interessen der Frauen zu vertreten, in: Hartmut Mehringer (Hg.): Von der Klassenbewegung zur Volkspartei. Wegmarken der bayerischen Sozialdemokratie 1892-1992, München/London/New York/Paris 1992, S. 187-191

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (Hg.): Der Freiheit verpflichtet. Gedenkbuch der deutschen Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert, Marburg 2000

Max Bloch: Toni Pfülf, in: Siegfried Mielke (Hg.): Gewerkschafterinnen im NS-Staat. Biografisches Handbuch, Bd. 2, Berlin 2022, S. 353-359