zu den Biografien

Biografie

Ruth Oesterreich

6. Juni 1894, Dresden – 25. Juni 1943, Berlin-Plötzensee

Portrait: Ruth Oesterreich

Die Tochter eines Klemp­ner­ge­hil­fen schließt sich mit 15 Jahren der Sozialis­tischen Arbeiter­jugend an, wird 1912 Mit­glied der SPD und gehört ab 1919 der KPD an. Die gelernte Büro­ange­stellte ist zudem im Ver­band der Bank­an­ge­stell­ten orga­nisiert. Im Spät­herbst 1919 lernt Ruth Oesterreich den Kom­intern­beauf­tragten Jakob Reich kennen. Sie wird seine Se­kre­tärin, heiratet ihn, 1924 kommt Tochter Ruth zur Welt. 

Ende der 1920er Jahre gehört sie zur Gruppe kri­ti­scher Kommu­nisten, die den ultra­linken Kurs der KPD und der Komintern ab­leh­nen und bricht mit dem Kommu­nismus Stalinscher Prä­gung. Im Mai 1929 wird sie aus der KPD aus­ge­schlossen. 1931 wird sie Mit­glied der neu ge­grün­de­ten Sozialist­ischen Arbei­ter­par­tei (SAP), einer linken Ab­spal­tung der SPD. 1933 emigriert sie in die Tschecho­slowakei.   

In Prag schließt sie sich der sozialis­ti­schen Gruppe „Neu Begin­nen” an, arbeitet zeit­weise für die von William Schlamm heraus­ge­ge­benen „Europäischen Hefte” und findet später in Prag und Paris, wohin sie nach der deut­schen Be­set­zung flieht, Ar­beit bei den Ge­sandt­schaften der spanischen Volks­front­regierung. Ruth Oester­reich sammelt vor allem mili­tärische Nach­richten aus Deutsch­land. Weil sie aus Frank­reich als un­er­wünsch­te Aus­länderin ab­ge­scho­ben wird, flieht sie Mitte Dezember 1939 mit ihrer Tochter weiter nach Brüssel, wo sie weitere In­for­ma­tio­nen über die deut­schen Kriegs­vor­be­rei­tun­gen zu­sam­men­trägt. Am 24. April 1941 werden beide in Brüssel fest­ge­nom­men. 

Während ihre Tochter Ruth im Februar 1942 in Karls­ruhe aus der Haft ent­lassen wird, ver­urteilt der „Volks­gerichts­hof” Ruth Oes­ter­reich am 18. Februar 1943 wegen „Vor­be­rei­tung zum Hoch­verrat, Feind­be­güns­ti­gung und Wehr­kraft­zer­set­zung” zum Tode.  

Am 25. Juni 1943 starb sie so bewusst und tapfer, wie sie gelebt (hatte).  

Nettie Sutro-Katzen­stein 1952 über Ruth Oesterreich, deren Flücht­lings­kin­der­hilfe sie in ihrem Buch thematisiert

Ruth Oester­reich wird am 25. Juni 1943 im Straf­ge­fäng­nis Berlin-Plötzen­see er­mor­det. 

Portrait: Ruth Oesterreich

Ruth Oesterreich 

Weiterführendes

Birgit Schmidt: Wer war Ruth Oesterreich? Auf den Spuren einer vergessenen Sozialistin, Lich 2011