Biografie
Gertrud Luckner
geb. Jane Hartmann
26. September 1900, Liverpool – 31. August 1995, Freiburg im Breisgau
Gertrud Luckner wird als Jane Hartmann in Liverpool geboren. Nach dem Verlust ihrer Eltern wächst sie bei dem Ehepaar Luckner auf, das sie später adoptiert und mit ihr nach Deutschland geht. Dort besucht sie das Gymnasiums und studiert anschließend Volkswirtschaft und Sozialwissenschaften. 1938 schließt Gertrud Luckner ihr Studium mit einer Promotion in Freiburg ab.
Die überzeugte Pazifistin ist im Friedensbund Deutscher Katholiken und bei den Quäkern aktiv. Im Nationalsozialismus nutzt sie ihre Position als Mitarbeiterin in der Zentrale des Deutschen Caritasverbandes, um sich für Verfolgte einzusetzen. Schon unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtübernahme unterstützt sie Jüdinnen und Juden bei der Auswanderung und sammelt Informationen über das Schicksal von Häftlingen in Konzentrationslagern.
Ab 1941 hilft sie bei der Suche nach Verstecken und bei Fluchten über die Schweizer Grenze. Nachdem sie im März 1943 verraten wird, nimmt sie die Gestapo wegen ihrer Fluchthilfen für Jüdinnen und Juden fest und verschleppt sie in das Konzentrationslager Ravensbrück. Sie wird auf einem Todesmarsch Ende April 1945 von sowjetischen Truppen befreit.
Die Hilfe von Mensch zu Mensch ist, was die Diktatur nicht versteht.
Gertrud Luckner, nach 1945
Nach Kriegsende leitet Gertrud Luckner die Verfolgtenfürsorge der Caritas in Freiburg.
Sie engagiert sich für den jüdisch-christlichen Dialog und wird mehrfach für ihre Hilfsleistungen während des Nationalsozialismus geehrt.
Weiterführendes
Beate Kosmala: Gertrud Luckner (1900–1995). „Stille Heldin“ und Pionierin der christlich-jüdischen Verständigung, in: Reinhold Weber/Ines Mayer (Hg.): Menschen, die uns bewegten. 20 deutsche Biografien im 20. Jahrhundert, Köln 2014, S. 100–107
Hans-Josef Wollasch: Hilfe für Verfolgte. Die Freiburgerin Gertrud Luckner, eine „Botschafterin der Menschlichkeit“, in: Wolfram Wette (Hg.): Stille Helden. Judenretter im Dreiländereck während des Zweiten Weltkriegs, 2. Aufl., Freiburg im Breisgau 2014, S. 67–86
Hans-Josef Wollasch (Bearb.): „Betrifft: Nachrichtenzentrale des Erzbischofs Gröber in Freiburg“: Die Ermittlungsakten der Geheimen Staatspolizei gegen Gertrud Luckner 1942-1944 (Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bd. 4), Konstanz 1999