Elsie Leitz stammt aus einer hessischen Unternehmerfamilie, die führend im Bereich der Fertigung von Mikroskopen und Kameras ist. Sie studiert in München, Berlin und Frankfurt am Main Rechtswissenschaften. 1936 schließt sie an der Universität Frankfurt ihre Promotion ab. 1935 heiratet sie Kurt Kühn, aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.
Elsie Kühn-Leitz wird ab 1942 von der „Deutschen Arbeitsfront“ (DAF) als Unterlagerführerin für ein Barackenlager eingesetzt. In dem Lager sind osteuropäische Zwangsarbeiterinnen der Leitzwerke in Wetzlar untergebracht. Sie unterstützt die Frauen, indem sie für angemessene Nahrung, Kleidung und Einrichtung sorgt. Zudem vermittelt Elsie Kühn-Leitz im Mai 1943 ein Versteck für die verfolgte Jüdin Hedwig Palm in München und plant ihre Flucht über die Schweizer Grenze. Der Grenzübertritt scheitert jedoch, als Hedwig Palm verraten wird.
Am 10. September 1943 wird Elsie Kühn-Leitz wegen des Vorwurfs der Beihilfe zur Flucht einer Jüdin und „übertriebener Humanität“ gegenüber Zwangsarbeiterinnen verhört und anschließend festgenommen. Sie wird im Polizeigefängnis Klapperfeld in Frankfurt am Main inhaftiert. Ihrem Vater Ernst Leitz II gelingt es, sie am 28. November 1943 mit Hilfe von Bestechungsgeld zu befreien. Durch die schlechten Haftbedigungen leidet sie nach ihrer Freilassung unter gesundheitlichen Problemen.
Nach dem Krieg tritt Elsie Kühn-Leitz der CDU bei und ist von 1948 bis 1952 Stadtverordnete. 1957 gründet sie den „Arbeitskreis Deutsch-Französischer Gesellschaften“. Sie wird Ehrenbürgerin der Städte Avignon und Wetzlar. 1984 wird Elsie Kühn-Leitz das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Weiterführendes
Klaus Otto Nass (Hg.): Elsie Kühn-Leitz. Mut zur Menschlichkeit. Vom Wirken einer Frau in ihrer Zeit, Bonn 1994
Heide-Renate Döringer: Dr. Elsie Kühn-Leitz. die Menschliche – die Versöhnliche. Lebensbild einer außergewöhnlichen Frau, Norderstedt 2023