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Biografie

Sr. Anna Bertha Königsegg

geb. Anna Bertha Gräfin zu Königsegg-Aulendorf

9. Mai 1883, Königseggwald/Württemberg – 12. Dezember 1948, Salzburg

Portrait: Sr. Anna Bertha Königsegg

Anna Bertha Königsegg wächst in einem streng katholischem Eltern­haus auf. Im Alter von 18 Jahren tritt sie in das Stamm­haus des Ordens der Barm­herzigen Schwestern (Vinzentinerinnen) in Paris ein und erhält eine Aus­bildung als Kranken­schwester. 1925 wird sie als Visitatorin der Salzburger Ordens­provinz berufen und widmet sich dem Aufbau einer Kranken­pflege­schule.

Nach dem „Anschluss” Österreichs an das Deutsche Reich gerät sie in Konflikt mit dem NS-Regime, da sie die Vor­stellungen einer „Rassenhygiene” ablehnt. Sie untersagt den Barm­herzigen Schwestern im Pflege­dienst bei Zwangs­sterilisationen mit­zuwirken. 

Im August 1940 erhält die von den Vinzentinerinnen ge­führte Betreuungs­einrichtung in Schloss Schernberg bei Schwarzach die Benachrichtigung, dass die Patienten verlegt werden sollen. Königsegg weiß, was dieses bedeutet, und ist fest entschlossen, das Leben der Pfleglinge zu schützen. Sie wendet sich mit mehreren Protest­schreiben an Gau­leiter Friedrich Rainer und beauftragt die Schwestern, keine Mithilfe beim Abtransport der Patientinnen und Patienten in eine Tötungs­anstalt zu leisten.

Es ist nunmehr ein offenes Geheimnis, welches Los diese abtrans­portierten Kranken erwartet, denn nur zu oft langt kurz nach ihrer Über­führung die Todes­nachricht vieler derselben ein.

Anna Bertha Königsegg in einem Schreiben an den Gauleiter von Salzburg vom 23. August 1940

Trotz Repressionen bleibt Königsegg bei ihrem entschiedenen Wider­stand gegen die Mord­aktionen. Die Gestapo nimmt die Visitatorin am 16. April 1941 fest. Am 21. April 1941 werden 115 Pfleglinge von Schernberg nach Hartheim deportiert und dort ermordet. Nach Erinnerungs­berichten können die Schwestern jedoch einige Patienten rechtzeitig warnen, so dass diese sich im Wald ver­stecken und überleben können.

Anna Bertha Königsegg wird für vier Monate in Haft ge­nommen und muss anschließend den Gau Salzburg ver­lassen. Das Vermögen des Ordens wird beschlagnahmt. 

Königsegg erlebt das Kriegs­ende auf dem Gut ihres Bruder in Königseggwald und kehrt schließlich nach Salz­burg zurück. Dort erinnert seit 2018 ein Stolper­stein an Sr. Anna Bertha Königsegg.

Portrait: Sr. Anna Bertha Königsegg

Sr. Anna Bertha Königsegg 

Weiterführendes

Kurt Wolfgang Leininger/Elisabeth Leiniger: Grüße aus dem „Grand-Hotel Polizei“. Eine Ordensschwester leistet Widerstand, Salzburg/Wien 2019