Nach der Schulausbildung studiert die gebürtige Berlinerin Liselotte „Lilo” Herrmann ab 1929 zunächst an der Technischen Hochschule Stuttgart Chemie und ab 1931 Biologie in ihrer Heimatstadt. Sie engagiert sich schon als junge Frau politisch und tritt 1928 dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD), dem Roten Studentenbund sowie im November 1931 der KPD bei.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird sie wegen ihrer politischen Tätigkeit von der Berliner Universität verwiesen und beginnt, als Kindermädchen zu arbeiten. Sie bleibt weiterhin politisch aktiv und ist für den nun geheimen militärischen Apparat der KPD tätig.
Nach der Geburt ihres Sohnes Walter kehrt Liselotte Herrmann im September 1934 nach Stuttgart zurück und arbeitet als Stenotypistin im Ingenieurbüro ihres in Haft verstorbenen Vaters.
Sie nimmt Kontakt zu Kommunistinnen und Kommunisten in Stuttgart auf, erledigt Schreib- und Kurierarbeiten und leitet militärische Informationen über die Produktion von Rüstungsgütern an die KPD in der Schweiz weiter.
Im Zuge einer Verhaftungswelle der Gestapo gegen Mitglieder der KPD im Stuttgarter Raum wird auch Liselotte Herrmann am 7. Dezember 1935 festgenommen.
Wenn ich über das mir bekannte Ziel des Kommunismus befragt werde, dann kann ich dies in einem Satz ausdrücken, und der heißt: das größte Glück der größten Menge.
Lilo Herrmann während eines Verhörs durch die Gestapo, 1936
Am 12. Juni 1937 verurteilt sie der „Volksgerichtshof” in Stuttgart wegen „Landesverrats und Vorbereitung zum Hochverrat” zum Tode. Nachdem sie sich fast ein Jahr in Untersuchungshaft befindet, wird Liselotte Herrmann am 20. Juni 1938 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee ermordet. Sämtliche Gnadengesuche von Verwandten und internationalen Organisationen waren zuvor abgelehnt worden.
In der DDR wird vielfach an Lilo Herrmann erinnert. Ihr Leben wird in Filmen und Büchern behandelt und zu ihrem Gedenken mehrere Straßen und Gebäude nach ihr benannt.
Personen
Weiterführendes
Lilo Herrmann. Eine Stuttgarter Widerstandskämpferin, hg. von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten e.V., Landesverband Baden-Württemberg, bearbeitet von Lothar Letsche, Stuttgart 1993
Lothar Letsche: Liselotte (Lilo) Herrmann (1909-1938). Eine Stuttgarter Kommunistin gegen Aufrüstung und Krieg, in: Angela Borgstedt/Sibylle Thelen/Reinhold Weber (Hg.): Mut bewiesen. Widerstandsbiographien aus dem Südwesten, Stuttgart 2017, S. 81-90
Cristina Fischer: Liselotte „Lilo” Herrmann (1909–1938), in: Florence Hervé (Hg.): Mit Mut und List. Europäische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg, Köln 2020, S. 22-27
Cristina Fischer: „Aber den Mut werde ich schon nicht verlieren”. Das letzte Lebensjahr der Widerstandskämpferin Liselotte Herrmann (1909-1938) im Frauengefängnis Barnimstraße, in: Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2021, hg. von Werner Breunig/Uwe Schaper, Berlin 2022, S. 101-136