Biografie
Mildred Harnack
geb. Fish
16. September 1902, Milwaukee – 16. Februar 1943, Berlin-Plötzensee
Mildred Fish wächst in einer Kaufmannsfamilie im US-Bundesstaat Wisconsin als jüngstes von vier Kindern auf. Nach dem Studium der englischen Philologie und Literaturgeschichte lehrt sie an der Universität Madison Literaturwissenschaft und lernt dort Arvid Harnack kennen. Die beiden heiraten im Sommer 1926.
1929 folgt sie ihrem Mann nach Deutschland und erhält 1931 eine Anstellung als Lektorin für amerikanische Literaturgeschichte an der Berliner Universität. 1933 wird Mildred Harnack entlassen und beginnt am Berliner Städtischen Abendgymnasium als Lehrerin für englische Literatur und Literaturgeschichte zu arbeiten.
Ihre Schüler Karl Behrens, Bodo Schlösinger und Wilhelm Utech nehmen an einem Schulungszirkel zu ökonomischen und politischen Themen teil, den Arvid Harnack leitet. Mildred Harnack nutzt ihre guten Beziehungen zur amerikanischen Botschaft. Sie beschafft Reden von Roosevelt und anderen Politikern, Nachrichten über den Spanischen Bürgerkrieg, Kommentare zu Hitlers Politik und andere Informationen, die sie zusammenstellt und an Gleichgesinnte weitergibt.
Mildred Harnack knüpft Kontakte zu oppositionell oder gegenüber dem NS-Regime kritisch eingestellten Menschen, gewinnt einige für eine aktive Widerstandstätigkeit und unterstützt die illegale Arbeit von Arvid Harnack und der Roten Kapelle. Im November 1941 promoviert sie an der Universität Gießen und wird Lehrbeauftragte an der Berliner Universität. Ein von Arvid Harnack besorgtes Ticket für die Überfahrt in die USA nutzt sie nicht, da sie bei ihrem Mann in Deutschland bleiben will.
Nach der Enttarnung der Roten Kapelle wird Mildred Harnack am 7. September 1942 gemeinsam mit ihrem Mann festgenommen und am 19. Dezember 1942 vom Reichskriegsgericht zu zunächst sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 21. Dezember 1942 hebt Hitler das Urteil jedoch auf und so wird Mildred Harnack am 16. Januar 1943 zum Tode verurteilt und am 16. Februar 1943 in Plötzensee ermordet.
Weiterführendes
Mildred Harnack-Fish: Variationen über das Thema Amerika. Studien zur Literatur der USA, Hrsg. von Eberhard Brüning, Berlin (Ost) und Weimar 1988
Shareen Blair Brysac: Mildred Harnack und die Rote Kapelle. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Frau und einer Widerstandsbewegung, Bern 2003
Ingo Juchler (Hg.): Mildred Harnack und die Rote Kapelle in Berlin, Potsdam 2017
Johannes Tuchel: „... wenn man bedenkt, wie jung wir sind, so kann man nicht an den Tod glauben.” Liane Berkowitz, Friedrich Rehmer und die Widerstandsaktionen der Berliner Roten Kapelle, Berlin 2022