Anneliese Plumpe wird 1910 in Essen geboren. Sie studiert nach der Schule Medizin und arbeitet anschließend ab Mitte der 1930er Jahre als Assistenzärztin in Berlin-Moabit. Dort lernt sie den Internisten Georg Groscurth kennen, den sie 1939 heiratet. Das Ehepaar wohnt in Berlin-Charlottenburg und bekommt zwei Söhne.
Im Nationalsozialismus leisten die Groscurths auf verschiedene Weise Widerstand. Georg Groscurth gründet gemeinsam mit Robert Havemann und anderen im Juli 1943 die Widerstandsgruppe Europäische Union, ein Kreis aus Intellektuellen, die sich gegen das NS-Regime aussprechen und Visionen über eine europäische Gemeinschaft nach dem Zweiten Weltkrieg entwickeln.
Im Sommer 1943 nehmen Anneliese und Georg Groscurth die von der Deportation bedrohte Frankfurter Jüdin Elisabeth von Scheven für einige Wochen bei sich auf. Elisabeth von Scheven wird in den folgenden Wochen bei mehreren Mitgliedern der Europäischen Union versteckt und entgeht so zunächst einer Deportation. Im September 1943 wird sie entdeckt und von Berlin aus in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, kann die Verfolgung aber überleben.
Als die Europäische Union im Herbst 1943 zerschlagen wird, nimmt die Gestapo auch Anneliese Groscurth und ihren Mann in Haft. Nach wenigen Wochen kommt Anneliese Groscurth wieder aus der Untersuchungshaft frei. Ihr Mann Georg Groscurth wird am 16. Dezember 1943 vom „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt und am 8. Mai 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden ermordet.
Nach Kriegsende arbeitet Anneliese Groscurth als Amtsärztin in Berlin-Charlottenburg. 1950 wird sie wegen Unterstützung eines Volksbegehrens gegen die Wiederaufrüstung der Bundesrepublik Deutschlands entlassen. Sie ist danach in einer eigenen Arztpraxis in Charlottenburg tätig.
2005 werden Anneliese und Georg Groscurth posthum von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.