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Biografie

Maria Grollmuß

24. April 1896, Leipzig – 6. August 1944, KZ Ravensbrück

Portrait: Maria Grollmuß

Maria Grollmuß (Marja Grólmusec) stammt aus einer bür­ger­li­chen sor­bi­schen Familie. Nach einer Aus­bil­dung als Volks­schul­leh­re­rin stu­diert sie ab 1920 Ge­schich­te, So­zio­lo­gie und Phi­lo­so­phie in Leip­zig und Berlin. Ver­schie­de­ne Aus­lands­auf­ent­hal­te wäh­rend des Stu­di­ums füh­ren sie nach Fran­kreich, in die Schweiz und in die Tsche­cho­slo­wa­kei. 

Maria Groll­muß ist als Leh­re­rin sowie als Jour­na­lis­tin tätig. Sie pub­li­ziert 1925 eine Schrift, in der sie die Be­deu­tung von Frau­en in der po­li­tisch­en Sphä­re he­raus­ar­bei­tet. 1928 reicht sie ihre Dis­ser­ta­tions­schrift ein, 1932 wird ihr der Dok­tor­ti­tel verliehen. 

Schon während des Stu­di­ums ist sie poli­tisch aktiv und en­ga­giert sich in sor­bi­schen Ver­eini­gun­gen. 1927 tritt sie in die SPD ein. Ab 1932 ge­hört sie der So­zia­lis­ti­schen Ar­bei­ter­par­tei Deutsch­lands (SAP) an. 

Nach der Macht­über­nah­me der Natio­nal­so­zia­lis­ten zieht Maria Grollmuß aus Berlin nach Radibor, wo sie mit ihrer Schwester Cäcilie den Sommersitz ihrer Familie bewirtschaftet und von wo aus sie Wi­der­stand gegen das neue Regime leistet. Sie steht in engem Kon­takt zur Exil­or­ga­ni­sa­tion der SPD in Prag, ver­teilt so­zia­lis­ti­sche Schrif­ten und leis­tet Flucht­hil­fe für po­li­tisch Ver­folg­te in die Tsche­cho­slo­wa­kei.

Im Novem­ber 1934 wird Maria Grollmuß fest­ge­nom­men und ein Jahr spä­ter vom „Volks­ge­richts­hof” zu sechs Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Bis Okto­ber 1940 im Zucht­haus Wald­heim in­haf­tiert, wird sie im Januar 1941 in das KZ Ra­vens­brück über­stellt. Dort nutzt sie ihre viel­fäl­ti­gen Sprach­kennt­nis­se, um zwi­schen Häft­lin­gen aus ver­schie­de­nen Län­dern zu ver­mit­teln.

Maria Grollmuß er­krankt schwer. Nach­dem ihr jah­re­lang ärzt­li­che Hilfe ver­wei­gert wor­den ist, stirbt sie am 6. August 1944 im Kran­ken­re­vier des KZ Ra­vens­brück.

1959 wird in der DDR eine Brief­mar­ke zu ihrem Ge­den­ken ver­öf­fent­licht, in meh­re­ren Ober­lau­sitzer Ge­mein­den werden in den 1950er Jah­ren Stra­ßen und Schu­len nach ihr be­nannt.

Portrait: Maria Grollmuß

Maria Grollmuß 

Weiterführendes

Elisabeth Prégardier/Anne Mohr (Hg.): Briefe nach Radibor. Maria Grollmuß (1896-1944). Aus dem Zuchthaus Waldheim und dem Konzentrationslager Ravensbrück von 1938-1944, Plöger 2000 

Birgit Sack: Maria Grollmuß 1896-1944. Biografische Annäherung und Erinnerungsnarrative, Göttingen 2023