Jenny Gertz stammt aus einem wohlhabenden Elternhaus und besucht ein Mädcheninternat in England. Anschließend arbeitet sie als Volksschullehrerin in Hamburg. Dort lernt sie den Tanztheoretiker Rudolf von Laban kennen, der in Hamburg eine Tanzakademie betreibt und sie nachhaltig beeindruckt.
Jenny Gertz wird Tänzerin und Tanzpädagogin. Sie arbeitet in Hamburg mit proletarischen Kindern und Jugendlichen zusammen, 1923 absolviert sie eine Ausbildung bei Rudolf von Laban und ist an seiner Tanzschule tätig. Jenny Gertz ist Mitglied der KPD. 1927 führt sie in Deutschland anlässlich des Zehnten Jahrestages der Oktoberrevolution in Russland ein Stück auf, das sie selbst geschrieben hat. Im Dezember 1932 gründet sie in Halle das „Haus der Tänzer“, wo Kinder und Erwachsene nicht nur zusammen tanzen, sondern auch gemeinschaftlich miteinander leben.
Bereits kurz nach nationalsozialistischen Machtübernahme wird sie im März 1933 in „Schutzhaft“ genommen, ihre Tanzschule wird von der Gestapo geschlossen. Nach ihrer Freilassung im Juni 1933 flieht Jenny Gertz nach Prag. 1939 emigriert sie nach England, wo sie wieder als Tanzlehrerin arbeiten kann. Bis mindestens 1942 steht sie unter Beobachtung der Gestapo Halle.
1947 kehrt Jenny Gertz nach Halle zurück und arbeitet als Tanzpädagogin im städtischen Kinderclub. Sie unterrichtet auch blinde und sehbehinderte Kinder der Landesblindenanstalt. Jenny Gertz gerät immer wieder in Konflikt mit der DDR-Führung. 1953 gibt sie ihre Beschäftigung auf.
Sie stirbt 1966 nach langer Krankheit in Halle/Saale.
Weiterführendes
Henning Fischer: Tanz und Bewegung für proletarische Kinder. Die Tanzpädagogin Jenny Gertz, in: René Senenko (Hg.): „Mit revolutionären Grüßen“. Postkarten der Hamburger Arbeiterbewegung 1919-1945 für eine Welt ohne Ausbeutung, Faschismus und Krieg, Hamburg 2022, S. 192-194