Biografie
Philomena Franz
geb. Köhler
21. Juli 1922, Biberach an der Riß – 28. Dezember 2022, Rösrath
Philomena Köhler wird in Biberach an der Riß geboren und wächst mit acht Geschwistern in einem Dorf bei Meßkirch in Südwestdeutschland auf. 1937 zieht die Familie nach Stuttgart. Die Familie tritt mit großem Erfolg unter dem Namen „Theater- und Musiker-Ensemble Haag” im In- und Ausland auf.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten werden die Familienmitglieder als Sinti zunehmend ausgegrenzt und verfolgt. 1938 muss Philomena Köhler im Alter von 16 Jahren die Mädchenoberschule verlassen. Nach dem „Festsetzungserlass” vom 17. Oktober 1939 dürfen Sinti und Roma ihren Wohnort nicht mehr verlassen. Philomena Köhler wird 1940 zur Zwangsarbeit in einer Stuttgarter Rüstungsfirma verpflichtet.
Im Frühjahr 1944 wird Philomena Köhler in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und wenig später nach Ravensbrück und in das KZ-Außenlager Schlieben verschleppt. Sie leistet schwere Zwangsarbeit. Ein Fluchtversuch missglückt, sie wird wenig später aufgegriffen, gefoltert und in weitere Lager verschleppt. Letztlich wird sie in das Lager Wittenberg an der Elbe gebracht und muss dort in einer Flugzeugfabrik erneut Zwangsarbeit leisten. Dort gelingt ihr ein weiteres Mal die Flucht und sie kann sich bis zum Kriegsende verstecken.
Nach 1945 heiratet Philomena Köhler Conrad Franz. Sie beginnt Anfang der 1960er Jahre ihre Erfahrungen aufzuschreiben und berichtet in Schulen, Universitäten sowie in Fernseh- und Radiosendungen von ihrer Verfolgungsgeschichte.
Philomena Franz erhält 1995 das Bundesverdienstkreuz.