Biografie
Helene Fleischer
geb. Lätzsch
11. Juni 1899, Leumnitz – 26. Juni 1941, Landesheilanstalt Stadtroda
Helene Lätzsch wird als zweitjüngstes Kind in eine sozialistische Arbeiterfamilie in Leumnitz bei Gera hineingeboren. Nach der Volksschule, die sie 1914 als Klassenbeste verlässt, arbeitet sie zunächst als Hausangestellte. Anschließend ist sie als Serviermädchen, dann als Textilarbeiterin in einer Fabrik in Gera tätig. Sie heiratet 1919 Werner Fleischer und bekommt im darauffolgenden Jahr einen Sohn. Die Ehe wird drei Jahre später geschieden.
Helene Fleischer schließt sich bereits während ihrer Schulzeit der sozialistischen Jugend an, tritt dann in die SPD und zu Beginn der 1920er Jahre in die KPD ein. Sie organisiert sich auch gewerkschaftlich und ist 1926 Betriebsratsvorsitzende in der Färberei Louis Hirsch in Gera. Im Juli 1932 zieht sie im Wahlkreis Thüringen als Abgeordnete für die KPD in den Reichstag ein.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme taucht Helene Fleischer unter und schließt sich dem Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime an. Sie beteiligt sich am Wiederaufbau der verbotenen KPD, verteilt heimlich kommunistische Schriften und vernetzt einzelne Ortsgruppen miteinander. Helene Fleischer wird am 13. Januar 1934 festgenommen. Vier Monate später verurteilt das Oberlandesgericht Jena sie zu einer dreijährigen Zuchthausstrafe.
Helene Fleischer ist mehrere Monate in verschiedenen Gefängnissen in Thüringen inhaftiert und wird anschließend 1937 in die Konzentrationslager Moringen und Lichtenburg überstellt. 1938 schwerkrank entlassen, beteiligt sie sich wieder am Widerstand und wird im Februar 1941 erneut durch die Gestapo festgenommen und schwer misshandelt. Im Mai 1941 wird sie in die Landesheilanstalt Stadtroda überstellt und dort am 26. Juni 1941 ermordet.
Seit 1992 erinnert in der Nähe des Reichstagsgebäudes ein Gedenkstein an 96 Reichstagsabgeordnete, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, darunter auch Helene Fleischer.
2012 wurde vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in Gera ein Stolperstein zu ihrem Gedenken verlegt.
Weiterführendes
Lena Saniye Güngör/Helen Alexandra Kramer/Kevin Reichenbach (Hg.): „... die gefährlichste Kommunistin Mitteldeutschlands“. Das Leben und Wirken der Helene Fleischer, Erfurt 2022