Marianne Cohn emigriert 1934 mit ihrer Familie aus Berlin nach Barcelona. Nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges schicken die Eltern sie und ihre Schwester Lisa erst nach Paris und später in die Schweiz. Im April 1938 laufen ihre Aufenthaltsgenehmigungen ab und sie müssen nach Frankreich zurückkehren. 1941 treffen sie im südfranzösischen Moissac ihre Eltern wieder.
Marianne Cohn schließt sich 1943 der zionistischen Jugendorganisation Mouvement de la Jeunesse Sioniste (MJS) an. Zudem ist sie Mitglied der jüdischen Widerstandsbewegung Organisation juive de combat (OJC). Sie betreut jüdische Kinder und Jugendliche, die in Kinderheimen oder bei nichtjüdischen Familien untergebracht werden sollen. Da die Kinder dennoch gefährdet sind, wird eine Fluchthilfe über die Schweizer Grenze organisiert. Auch Marianne Cohn bringt mehrfach Kinder in die Schweiz. Am 31. Mai 1944 wird sie zusammen mit 28 Kindern und Jugendlichen beim versuchten Grenzübertritt in der Nähe von Annemasse festgenommen.
… Ich bereue nichts von dem, was geschehen ist, und ich würde nicht eine Sekunde zögern, wenn alles noch einmal von vorn begänne.
Kassiber von Marianne Cohn an Emmanuelle Racine, 1944
Die Kinder überleben. Marianne Cohn wird mit fünf weiteren Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern am 8. Juli 1944 am Rand von Ville-la-Grand von deutschen Polizei- und Zollbeamten brutal ermordet.
Weiterführendes
Arno Lustiger: Rettungswiderstand. Über die Judenretter in Europa während der NS-Zeit, Göttingen 2011
Kurt Schilde: Marianne Cohn – „dass sie sich absolut nicht für eine Heldin hielt.“ Eine Fluchthelferin aus Deutschland in der Résistance, in: Julius H. Schoeps/Dieter Bingen/Gideon Botsch (Hg.): Jüdischer Widerstand in Europa (1933-1945), Berlin 2016, S. 161–181
Ahlrich Meyer: Das Dossier Marianne Cohn. Geschichte einer gescheiterten Ermittlung, in: Einsicht 17, Bulletin des Fritz-Bauer-Instituts, Frühjahr 2017, S. 21-25
Susanne Urban: Marianne Cohn (1922-1944). Eine Jüdin aus Mannheim rettete Kinder im besetzten Frankreich, in: Angela Borgstedt/Sibylle Thelen/Reinhold Weber (Hg.): Mut bewiesen. Widerstandsbiographien aus dem Südwesten, Stuttgart 2017, S. 301-311