Gertrud Classen wächst auf einem Molkereibetrieb in Ostpreußen auf. Nach der Schule wird sie von einem Kunstmaler unterrichtet und besucht anschließend die Kunstakademien in Königsberg und Berlin.
Als Jugendliche schließt sie sich der Wandervogelbewegung an und wird 1924 Bundesführerin des Wandervogelmädchenbundes. Ende der 1920er Jahre tritt Gertrud Classen in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und in die KPD ein. Sie engagiert sich auch gewerkschaftlich und gründet den Bund Revolutionärer Fach- und Kunstschüler. Bereits 1932 ist wegen ihrem Engagement für die KPD zeitweise in Haft.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 leitet Gertrud Classen eine antifaschistische Gruppierung an der Berliner Hochschule für Bildende Künste, in der sich Künstlerinnen und Künstler organisieren. Sie beteiligt sich an der Herstellung und Verbreitung von verbotenen Flugblättern und sammelt 1934 auf ihren Auslandsreisen nach Frankreich und Großbritannien Informationen für die KPD. Gemeinsam mit ihren Freundinnen Helga und Marie-Louise von Hammerstein beschafft sie wichtige militärische und politische Informationen aus der Reichswehrführung für den Nachrichtendienst der KPD.
Nachdem sie 1939 von einem Kuraufenthalt in der Schweiz nach Berlin zurückkehrt, wird Gertrud Classen mehrmals von der Gestapo verhört und zeitweilig auch festgenommen. Wieder in Freiheit, wirkt sie in der Widerstandsgruppe um Harro Schulze-Boysen mit. Im Sommer 1944 unterstützt sie Ludwig von Hammerstein, dem Bruder ihrer Freundinnen, der an dem missglückten Attentatsversuch vom 20. Juli 1944 beteiligt ist. Sie besorgt für ihn falsche Papiere und hilft ihm dabei, unterzutauchen.
Ab Kriegsende lebt Gertrud Classen als freischaffende Bildhauerin in Ost-Berlin. Sie ist Mitglied der KPD, dann der SED.
2020 wird im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg ein Platz nach ihr benannt.
Weiterführendes
Dietmar Eisold (Hg.): Classen, Gertrud. Lexikon Künstler in der DDR, Berlin 2010, S. 130