Die im Harz geborene Minna Zacharias lässt sich nach dem Besuch der Volksschule zur Schneiderin ausbilden. 1896 heiratet sie Max Bollmann, den Inhaber von „Bollmanns Gaststätte” in Halberstadt. Das Paar betreibt nun gemeinsam das Wirtshaus, das der lokalen SPD als Versammlungsort dient.
Genau wie ihr Vater, der die SPD in Halberstadt mitgegründet hat, engagiert sich auch Minna Bollmann in der sozialdemokratischen Partei. Sie wird 1905 Mitglied der SPD, nimmt an Parteitagen teil und tritt als Rednerin auf.
Von 1919 bis 1920 gehört Minna Bollmann der Weimarer Nationalversammlung an und ist damit eine der ersten Frauen im deutschen Parlament. 1919 bis 1933 ist sie außerdem Stadtverordnete von Halberstadt und hat einen Sitz im Preußischen Landtag inne. Sie ist Mitglied des Kreisvorstandes der SPD und des zentralen Parteiausschusses.
Nach dem Machtwechsel 1933 bleibt die Gaststätte von Minna und Max Bollmann ein Versammlungsort für Sozialdemokraten, die sich hier nun heimlich treffen müssen. Das Gasthaus wird immer wieder von der Gestapo überwacht. Zudem leistet Minna Bollmann Hilfe für Verfolgte.
Aus Verzweiflung über die politische Lage und die Verfolgung vieler bekannter SPD-Mitglieder nimmt sich Minna Bollmann am 9. Dezember 1935 das Leben.
Ihre Beerdigung findet unter großer Anteilnahme als eine stille Massendemonstration gegen den Nationalsozialismus statt. Im Zuge der Trauerfeier, die von der Gestapo beobachtet wird, kommt es zu zahlreichen Festnahmen und Verurteilungen. Auch Minna Bollmanns Sohn, Otto Bollmann, wird 1936 festgenommen, zu einer Zuchthausstrafe verurteilt und bis 1942 im KZ Sachsenhausen festgehalten.
Die Gaststätte in Halberstadt existiert noch heute, eine Tafel vor Ort weist auf die Geschichte des Hauses und das Wirken von Minna Bollmann hin.
Weiterführendes
Werner Hartmann: Bollmann, Minna, geb. Zacharias,in: Eva Labouvie (Hg.): Frauen in Sachsen-Anhalt, Band 2: Ein biographisch-bibliographisches Lexikon vom 19. Jahrhundert bis 1945. Böhlau/Köln u.a. 2019, S. 94-96