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Biografie

Anna Blaudzun

19. November 1872, Pillupönen (Ostpreußen) – 28. Oktober 1965, Berlin (West)

Portrait: Anna Blaudzun

Anna Blaudzun wird in Ost­preu­ßen ge­boren. Nach dem Be­such der Volks­schule ar­beitet sie zu­nächst in der Land­wirt­schaft ihrer Eltern mit und ab­sol­viert dann eine Aus­bildung zur Köchin in einem Hotel in Danzig. Anschlie­ßend zieht sie nach Berlin, wo sie zeit­weise als Köchin im Reichs­tag tätig ist.

Ab 1928 besucht sie Versammlungen der Glaubens­gemein­schaft der Ernsten Bibel­forscher, 1931 umbenannt in Zeugen Jehovas. Auch ihre Schwester Elisabeth Blaudzun ist Zeugin Jehovas. Die beiden Schwestern blei­ben der reli­giösen Gemein­schaft auch dann noch treu, als die National­sozia­listen eine Betäti­gung für diese 1933 verbieten. Anna Blaudzun über­nimmt missionierende Tätig­keiten und ver­breitet verbotene Zeit­schriften, in denen auf die Ver­folgung der Zeugen Jehovas durch die National­sozialisten auf­merksam ge­macht wird.

Sie wird im Januar 1937 fest­ge­nommen und zwei Monate später ge­mein­sam mit wei­teren Zeugen Jehovas vor dem Berliner Sonder­gericht ange­klagt. Im Mai 1937 ergeht das Urteil. Anna Blaudzun erhält eine Haft­strafe von sechs Mona­ten Ge­fäng­nis, von denen sie nach Abzug der erlittenen Unter­suchungs­haft noch drei Monate im Frauen­gefäng­nis in der Berliner Barnim­strasse verbüßen muss. Anschließend kommt sie nicht frei, sondern wird erst in das KZ Moringen, dann in das KZ Lichten­burg überstellt. Erst im April 1939 wird Anna Blaudzun wieder ent­lassen, durch die Haft­zeit ist gesund­heit­lich stark beein­trächtigt. Sie steht weiter­hin unter polizei­licher Über­wach­ung. 

Im KZ mußte ich als alte Frau schwere Arbeiten verrichten, und zwar Holzhacken, Wasser pumpen, schwere Gießkannen tragen … ln meiner Freiheit betätigte ich mich weiter illegal als ein Zeuge Jehovas.

Anna Blaudzun, 1951

Auch ihre Schwester Elisabeth Blaudzun wird 1937 wegen Be­täti­gung für die Zeugen Jehovas fest­genommen, ver­urteilt, und im An­schluss an eine Justiz­haft in ver­schie­den­en Kon­zentrations­lagern fest­ge­halten. Sie wird im April 1945 aus dem KZ Ravens­brück befreit.

Nach Kriegs­ende leben die Schwestern ge­meinsam in Berlin-Wedding. 

Portrait: Anna Blaudzun

Anna Blaudzun 

Weiterführendes

Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Mitte und Tiergarten, Berlin 1999, S. 282-283