Anna Blaudzun wird in Ostpreußen geboren. Nach dem Besuch der Volksschule arbeitet sie zunächst in der Landwirtschaft ihrer Eltern mit und absolviert dann eine Ausbildung zur Köchin in einem Hotel in Danzig. Anschließend zieht sie nach Berlin, wo sie zeitweise als Köchin im Reichstag tätig ist.
Ab 1928 besucht sie Versammlungen der Glaubensgemeinschaft der Ernsten Bibelforscher, 1931 umbenannt in Zeugen Jehovas. Auch ihre Schwester Elisabeth Blaudzun ist Zeugin Jehovas. Die beiden Schwestern bleiben der religiösen Gemeinschaft auch dann noch treu, als die Nationalsozialisten eine Betätigung für diese 1933 verbieten. Anna Blaudzun übernimmt missionierende Tätigkeiten und verbreitet verbotene Zeitschriften, in denen auf die Verfolgung der Zeugen Jehovas durch die Nationalsozialisten aufmerksam gemacht wird.
Sie wird im Januar 1937 festgenommen und zwei Monate später gemeinsam mit weiteren Zeugen Jehovas vor dem Berliner Sondergericht angeklagt. Im Mai 1937 ergeht das Urteil. Anna Blaudzun erhält eine Haftstrafe von sechs Monaten Gefängnis, von denen sie nach Abzug der erlittenen Untersuchungshaft noch drei Monate im Frauengefängnis in der Berliner Barnimstrasse verbüßen muss. Anschließend kommt sie nicht frei, sondern wird erst in das KZ Moringen, dann in das KZ Lichtenburg überstellt. Erst im April 1939 wird Anna Blaudzun wieder entlassen, durch die Haftzeit ist gesundheitlich stark beeinträchtigt. Sie steht weiterhin unter polizeilicher Überwachung.
Im KZ mußte ich als alte Frau schwere Arbeiten verrichten, und zwar Holzhacken, Wasser pumpen, schwere Gießkannen tragen … ln meiner Freiheit betätigte ich mich weiter illegal als ein Zeuge Jehovas.
Anna Blaudzun, 1951
Auch ihre Schwester Elisabeth Blaudzun wird 1937 wegen Betätigung für die Zeugen Jehovas festgenommen, verurteilt, und im Anschluss an eine Justizhaft in verschiedenen Konzentrationslagern festgehalten. Sie wird im April 1945 aus dem KZ Ravensbrück befreit.
Nach Kriegsende leben die Schwestern gemeinsam in Berlin-Wedding.
Weiterführendes
Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Mitte und Tiergarten, Berlin 1999, S. 282-283