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Biografie

Waltraud Blass

geb. Ebbinghaus

1. Juli 1920, Ronsdorf – 13. August 2009, Wuppertal

Portrait: Waltraud Blass

Waltraud Ebbinghaus wächst in Ronsdorf bei Wuppertal auf. Nach ihrer Schulausbildung findet sie keine Lehrstelle, weil ihr Vater Hugo Ebbinghaus als aktiver Kommunist bekannt ist und bereits 1933 in ein Konzentrationslager verschleppt wird. Sie ist als Hilfsarbeiterin in verschiedenen Fabriken tätig.

Wie ihre Eltern und ihr Bruder Egon engagiert sie sich im kommunistischen Widerstand. Sie transportiert Plakate für die verbotene KPD und leistet Hilfe für sowjetische Zwangsarbeiterinnen, die sie 1943 während der Arbeit in einer Kabelfabrik kennenlernt und mit Lebensmitteln versorgt. 

Als Anfang 1943 die im Ruhrgebiet aktive kommunistische Widerstandsgruppe um Wilhelm Knöchel und Willi Seng auffliegt, werden auch Waltraud Ebbinghaus und ihre Eltern festgenommen. Sie ist für acht Monate im Polizeigefängnis von Wuppertal inhaftiert und wird dann im November 1943 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Dort muss sie Zwangsarbeit bei der Firma Siemens und Halske leisten, ihre Aufgabe ist es, Tag und Nacht Röllchen aus Kupferdraht zu wickeln. 1944 kommt sie frei.

Wir haben ja oft Stunden da gestanden. Und da sind ja manche umgekippt, hungrigen Magen und dann lange stehen, und dann noch grade stehen, war schon eine Schikane.

Waltraud Blass in einem Interview über ihre Haftzeit im KZ Ravensbrück, nach 1945

Im September 1944 beginnt der Prozess gegen die „Knöchel-Seng-Gruppe“. Waltraud Ebbinghaus wird vorgeworfen, die Aktivitäten der Eltern nicht angezeigt zu haben. Während ihre Strafe durch die erlittene Haft als verbüßt gilt, kommen ihre Eltern für mehrere Jahre ins Zuchthaus. Ihren Vater, der im August 1945 an den Haftfolgen verstirbt, sieht sie nie wieder.

1946 heiratet Waltraud Ebbinghaus Hans Blass, den sie bereits 1942 in Polizeihaft kennengelernt hatte. Beide engagieren sich in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und sind in der neu gegründeten KPD aktiv. Waltraud Blass tritt als Zeitzeugin und Rednerin bei antifaschistischen Demonstrationen auf. 

1990 führt sie einen Musterprozess gegen den Konzern Siemens, den sie auf Entschädigung verklagt. Die Klage wird vor dem Landgericht München wegen „Verjährung“ abgewiesen. Erst im Zuge der Entschädigung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern bekommt sie im Jahr 2000 eine Entschädigung.

Portrait: Waltraud Blass

Waltraud Blass 

Weiterführendes

Heike Herrberg: Man muss Zivilcourage haben, in: Forschungsgruppe Wuppertaler Widerstand (Hg.): „Se krieje us nit kaputt“. Gesichter der Wuppertaler Widerstands, Essen 1995, S. 97-116