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Biografie

Cora Berliner

23. Januar 1890, Hannover – Juni 1942, Maly Trostinez

Portrait: Cora Berliner

Cora Berliner wächst als fünf­tes Kind in einer jüdi­schen Familie in Hanno­ver auf. Ihr Vater ist In­ha­ber einer Han­dels­schu­le, ihr Onkel Emil Erfinder der Schall­platte und des Gram­mo­phons. 

Nach dem Abitur stu­diert sie Mathe­ma­tik, Staats­wis­sen­schaf­ten und Natio­nal­öko­no­mie. Für ihre 1916 ab­ge­schlos­se­ne Pro­mo­tion zu jüdischen Jugend­ver­bän­den er­hält sie eine Aus­zeichnung. Nach kurzer Tätig­keit in den Ver­wal­tun­gen der Städte Posen und Schöne­berg wech­selt Cora Berliner 1919 ins Reichs­wirt­schafts­minis­te­rium nach Berlin. Sie wird dort 1923 zur ersten Re­gier­ungs­rätin in einem deut­schen Reichs­mi­nis­te­ri­um er­nannt. 

Seit 1915 in der Frei­heits­par­tei und dann in der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Par­tei poli­tisch en­ga­giert, wird sie 1926 Mit­glied der SPD. 1930 folgt mit der Er­nen­nung zur Pro­fes­so­rin am Berufs­pä­da­go­gi­schen Ins­titut in Berlin für sie der nächs­te Kar­riere­schritt. 

Im August 1933 wird Cora Berliner als Jüdin aus dem Staats­dienst ent­las­sen. Sie arbei­tet fortan für die „Reichs­ver­tre­tung der deut­schen Juden”. Dort ist sie als Lei­te­rin der Aus­wan­de­rungs­ab­tei­lung tätig. 

Als stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de des Jüdi­schen Frau­en­bundes küm­mert sie sich ins­be­son­dere um die Ver­bes­se­rung der Mög­lich­kei­ten zur Aus­wan­de­rung von Mäd­chen und Frauen. Den eige­nen Weg­gang aus Deutsch­land lehnt sie mit dem Hin­weis auf die Wichtig­keit ihrer Auf­gabe in diesem Zu­sam­men­hang ab.

Mit Cora Berliner ver­band uns eine innige Freund­schaft. … Unse­rer Bitte, nach Schwe­den zu ziehen, kam sie nicht nach, weil sie ihren Pos­ten bei der Reichs­ver­tre­tung nicht ver­las­sen wollte.

Hans Schäffer, Freund und Vor­gesetzter von Cora Berliner, 1953 

Am 24. Juni 1942 wird Cora Berli­ner zu­sam­men mit wei­teren füh­ren­den Mit­glie­dern der seit 1939 „Reichs­ver­ei­ni­gung der Juden in Deutsch­land” ge­nann­ten Orga­ni­sa­tion nach Minsk de­por­tiert und wenig später in dem zwölf Kilo­me­ter ent­fern­ten Vorort Maly Tros­ti­nez er­mordet.

An Cora Berliner erin­nert seit 2013 in Berlin-Wil­mers­dorf ein Stol­per­stein. Eine Straße am Denk­mal für die er­mor­deten Juden Euro­pas in Berlin trägt ihren Namen. 

Portrait: Cora Berliner

Cora Berliner 

Weiterführendes

Hugo Maier (Hg:): Who is who der Sozialen Arbeit, Freiburg im Breisgau 1998

Gudrun Maierhof: Selbstbehauptung im Chaos. Frauen in der jüdischen Selbsthilfe 1933-1943, Frankfurt am Main/New York 2002 

Sibylle Quack: Cora Berliner, Gertrud Kolmar, Hannah Arendt. Straßen am „Denkmal für die ermordeten Juden Europas” ehren ihr Andenken, Berlin 2005