Esther Loewy wächst als jüngstes von vier Kindern in einem musikalischen und liberalen Elternhaus im Saarland auf. Ihr Vater Rudolf Loewy ist Oberkantor in der Jüdischen Gemeinde und Lehrer, ihre Mutter Margarethe ist Handarbeitslehrerin.
Bis 1935 hat Esther Loewy eine schöne Kindheit. Dann wird das Saarland, das seit 1919 Mandatsgebiet des Völkerbunds ist, an das Deutsche Reich angegliedert. Die Familie ist von nun an den zunehmenden antijüdischen Maßnahmen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Ab 1937 können Esther Loewys ältere Geschwister ins Ausland emigrieren.
Anfang 1940 beginnt Esther Loewy erst in Berlin, dann auf den in Brandenburg gelegenen Hachschara-Gütern Winkel und Ahrensdorf eine Ausbildung, mit der sie sich auf eine Ausreise nach Palästina vorbereitet. Nach der Auflösung aller Hachschara-Stätten kommt Esther Loewy 1941 mit anderen aus ihrer Gruppe in ein Zwangsarbeitslager nach Neuendorf und wird in einer Gärtnerei eingesetzt.
Von dort wird die Gruppe am 20. April 1943 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Hier muss Esther Loewy zunächst schwerste Arbeit verrichten, bis sie als Akkorde-onspielerin in dem neu eingerichteten Häftlingsorchester eingesetzt wird. In dieser Zeit hilft ihr der während der Hachschara-Zeit entstandene Zusammenhalt beim Überleben.
Im November 1943 wird Esther Loewy in das Konzentrationslager Ravensbrück überführt. Dort muss sie für den Rüstungsbetrieb Siemens arbeiten und verübt unentdeckt Sabotage. Während des sogenannten Todesmarschs im April 1945 gelingt ihr die Flucht. Dass ihre Eltern und eine Schwester ermordet wurden, erfährt Esther Loewy erst nach Kriegsende.
Am 3. Mai 1945 erlebt Esther Loewy die Befreiung durch US-amerikanische Truppen. Wenige Monate später reist sie nach Palästina aus. 1950 heiratet sie Nissim Bejarano und kehrt 1960 mit ihm und ihren beiden Kindern nach Deutschland zurück.
Ab Ende der 1970er Jahre engagiert sie sich als Zeitzeugin und Musikerin gegen Rassismus und Rechtsextremismus.
Esther Bejarano stirbt 2021 im Alter von 96 Jahren in Hamburg.
Weiterführendes
Esther Bejarano/Birgit Gärtner: Wir leben trotzdem. Esther Bejarano. Vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Künstlerin für den Frieden, Bonn 2004
Esther Bejarano/Sascha Hellen: Nie schweigen, Paderborn 2022