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Biografie

Esther Bejarano

geb. Loewy

15. Dezember 1924, Saarlouis – 10. Juli 2021, Hamburg

Portrait: Esther Bejarano

Esther Loewy wächst als jüngstes von vier Kindern in einem mu­sika­li­schen und libera­len Eltern­haus im Saar­land auf. Ihr Vater Rudolf Loewy ist Ober­kan­tor in der Jüdischen Gemein­de und Lehrer, ihre Mut­ter Margarethe ist Hand­ar­beits­leh­re­rin. 

Bis 1935 hat Esther Loewy eine schöne Kind­heit. Dann wird das Saar­land, das seit 1919 Man­dats­ge­biet des Völker­bunds ist, an das Deut­sche Reich an­ge­glie­dert. Die Familie ist von nun an den zu­neh­men­den anti­jüdi­schen Maß­nah­men der National­sozia­listen aus­ge­setzt. Ab 1937 können Esther Loewys ältere Geschwis­ter ins Aus­land emigrieren. 

Anfang 1940 be­ginnt Esther Loewy erst in Berlin, dann auf den in Bran­den­burg gelegen­en Hach­schara-Gü­tern Winkel und Ahrens­dorf eine Aus­bil­dung, mit der sie sich auf eine Aus­reise nach Pa­läs­tina vor­be­reitet. Nach der Auf­lösung aller Hach­schara-Stät­ten kommt Esther Loewy 1941 mit anderen aus ihrer Grup­pe in ein Zwangs­arbeits­lager nach Neuen­dorf und wird in einer Gärt­nerei ein­ge­setzt. 

Von dort wird die Gruppe am 20. April 1943 in das Kon­zen­trations- und Ver­nich­tungs­lager Auschwitz depor­tiert. Hier muss Esther Loewy zunächst schwers­te Arbeit ver­richten, bis sie als Akkorde-on­spie­le­rin in dem neu ein­gerich­teten Häft­lings­orches­ter ein­ge­setzt wird. In dieser Zeit hilft ihr der wäh­rend der Hach­schara-Zeit ent­stan­dene Zu­sam­men­halt beim Überl­eben. 

Im Novem­ber 1943 wird Esther Loewy in das Kon­zen­tra­tions­lager Ra­vens­brück über­führt. Dort muss sie für den Rüs­tungs­be­trieb Siemens arbeiten und ver­übt un­ent­deckt Sabotage. Wäh­rend des so­ge­nannten Todes­marschs im April 1945 ge­lingt ihr die Flucht. Dass ihre Eltern und eine Schwes­ter er­mor­det wurden, er­fährt Esther Loewy erst nach Kriegs­ende.

Am 3. Mai 1945 erlebt Esther Loewy die Be­frei­ung durch US-ame­rika­ni­sche Trup­pen. Wenige Monate später reist sie nach Pa­läs­tina aus. 1950 heira­tet sie Nissim Bejarano und kehrt 1960 mit ihm und ihren beiden Kin­dern nach Deutsch­land zurück.

Ab Ende der 1970er Jahre en­gagiert sie sich als Zeit­zeugin und Musike­rin gegen Rassis­mus und Rechts­ex­tre­mis­mus. 

Esther Bejarano stirbt 2021 im Alter von 96 Jahren in Hamburg.

Portrait: Esther Bejarano

Esther Bejarano 

Weiterführendes

Esther Bejarano/Birgit Gärtner: Wir leben trotzdem. Esther Bejarano. Vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Künstlerin für den Frieden, Bonn 2004

Esther Bejarano/Sascha Hellen: Nie schweigen, Paderborn 2022