Die in eine jüdische Familie hineingeborene Anita Augspurg arbeitet nach dem Schulbesuch in der Anwaltskanzlei ihres Vaters mit. Anschließend lässt sie sich erst zur Turnlehrerin ausbilden und nimmt dann Schauspielunterricht. In den folgenden Jahren hat sie mehrere Engagements an verschiedenen Theatern. 1887 eröffnet sie mit einer Freundin ein Fotostudio in München.
Da Anita Augspurg als Frau zum Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland nicht studieren darf, schreibt sie sich 1893 für ein Jurastudium in der Schweiz ein und schließt dort vier Jahre später mit einer Promotion ab. Als erste deutsche promovierte Juristin setzt sie sich für das Frauenwahlrecht ein und engagiert sich in der Frauenbewegung. Die überzeugte Pazifistin gehört 1915 zu den Initiatorinnen der Internationalen Frauenfriedenskonferenz in Den Haag.
1919 bis 1933 gibt Anita Augspurg gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann die Monatsschrift „Die Frau im Staat“ heraus, in der sie Stellung gegen den wachsenden antisemitischen Terror in Deutschland bezieht. Das Paar lebt in München und bekommt dort die Gewalt der Nationalsozialisten früh zu spüren. Versammlungsstörungen und Übergriffe sowie eine beispiellose Hetzkampagne gegen die Mitglieder der pazifistischen Frauenbewegung behindern deren Arbeit.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme kehren Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann deshalb von einer Auslandsreise nicht nach Deutschland zurück. Das gesamte Vermögen von Anita Augspurg wird in Deutschland konfisziert und sie kann im Schweizer Exil nur mühsam ihren Unterhalt mit publizistischen Tätigkeiten und der Unterstützung von Freundinnen sichern.
Anita Augspurg stirbt im Dezember 1943 in Zürich, fünf Monate nach dem Tod ihrer Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann.