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Biografie

Hildegard Schimschok

geb. Luke

22. April 1913, Bövinghausen – 24. Oktober 2001, Dortmund

Portrait: Hildegard Schimschok

Hildegard (Hilde) Luke wird in dem Dort­munder Vorort Böving­hausen geboren, sie ist die Älteste von sieben Kindern eines Bergmanns und eines Dienstmädchens. Nach dem Be­such der Mäd­chen­gewerbe­schule ab­sol­viert sie einen Lehr­gang als Kinder­pfleger­in und eine Schwestern­aus­bildung. Von 1933 an arbeitet sie als Säuglings- und Klein­kinder­schwester.

Schon als Jugend­liche ist sie als Tochter eines über­zeug­ten Sozial­demo­kraten in sozialis­tischen Kreisen aktiv, sie schließt sich der „Wegschar“ an und wird An­fang der 1930er Jahre Mi­tglied der Sozialis­tischen Ar­beiter­jugend (SAJ).

Nach der Macht­über­nahme ver­weigert Hilde Luke bei der Arbeit in einer Kinder­klinik in Dortmund-Derne den „Hitler-Gruß“. Sie steht in engem Kon­takt mit der Dort­munder Wider­stands­gruppe des Buch­händlers Paul Winzen. Die Gruppe folgt der Theo­rie eines „Neuen Sozialismus“ und grenzt sich gleicher­maßen vom sowje­tischen Mo­dell des Kom­munis­mus wie der deutschen Sozial­demo­kratie ab. Ihre Mit­glieder treffen sich zu poli­tischen Diskussionen, ver­fas­sen und ver­breiten Flug­blätter mit ihren Ideen.

Im August 1940 wird Hilde Luke von der Gestapo in Ham­burg fest­ge­nommen. Das Ober­landes­gericht Hamm ver­urteilt sie ge­mein­sam mit anderen Mit­gliedern der Gruppe im Juni 1941 zu vier Jah­ren Zucht­haus. Nach der Haft­ver­büßung am 5. August 1944 kommt sie nicht frei, son­dern wird in „Schutz­haft” ge­nom­men und muss mehrere Monate in verschiedenen Polizeigefängnissen verbringen. Nur knapp entgeht sie einer Massenerschießung und wird am 7. April 1945 von US-Soldaten aus dem Polizei­gefängnis in Herne befreit.

Ich glaube nicht, dass Frauen eine andere Politik machen als Männer.

Hilde Schimschok in einem Interview, 1999

In den fol­gen­den Jah­ren absolviert sie eine Ausbildung zur Fürsorgerin und leitet anschließend ein Kinder­heim in Düssel­dorf. 1950 heiratet Hilde Luke den Für­sor­ger Emil Schimschok. Das Paar be­kommt eine Tochter. Hilde Schimschok en­ga­giert sich in der Arbeits­gemein­schaft ehemals ver­folg­ter Sozial­demokraten (AvS). Von 1965 bis 1976 gehört sie für die SPD dem Deutschen Bundes­tag an und setzt sich für die Gleich­berechtigung von Frauen ein.

Hilde Schimschok be­rich­tet erst nach ihrer Pen­sionierung über ihre Ver­fol­gung im National­sozia­lismus und tritt in Schulen als Zeitzeugin auf. Sie stirbt 2001 in Dortmund, wo eine Straße nach ihr be­nannt ist. 

Portrait: Hildegard Schimschok

Hildegard Schimschok 

Weiterführendes

Günther Högl (Hg.): Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933-1945. Katalog zur ständigen Ausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwach (2., überarbeitete Auflage, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Dortmund, Bd. 17), Dortmund 2002 

Gisela Notz: Mehr als bunte Tupfen im Bonner Männerclub. Sozialdemokratinnen im Deutschen Bundestag 1957-1969. Mit 12 Biographien, Bonn 2007

Gisela Notz: Freidenkerinnen und Freidenker. Hilde Schimschok und die Widerstandsgruppe um Paul Winzen, in: Hans Coppi/Stefan Heinz (Hg.): Geschichte des Kommunismus und Linkssozialismus. Der vergessene Widerstand der Arbeiter. Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialdemokraten, Trotzkisten, Anarchisten und Zwangsarbeiter, Berlin 2012, S. 129-143