Hildegard (Hilde) Luke wird in dem Dortmunder Vorort Bövinghausen geboren, sie ist die Älteste von sieben Kindern eines Bergmanns und eines Dienstmädchens. Nach dem Besuch der Mädchengewerbeschule absolviert sie einen Lehrgang als Kinderpflegerin und eine Schwesternausbildung. Von 1933 an arbeitet sie als Säuglings- und Kleinkinderschwester.
Schon als Jugendliche ist sie als Tochter eines überzeugten Sozialdemokraten in sozialistischen Kreisen aktiv, sie schließt sich der „Wegschar“ an und wird Anfang der 1930er Jahre Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ).
Nach der Machtübernahme verweigert Hilde Luke bei der Arbeit in einer Kinderklinik in Dortmund-Derne den „Hitler-Gruß“. Sie steht in engem Kontakt mit der Dortmunder Widerstandsgruppe des Buchhändlers Paul Winzen. Die Gruppe folgt der Theorie eines „Neuen Sozialismus“ und grenzt sich gleichermaßen vom sowjetischen Modell des Kommunismus wie der deutschen Sozialdemokratie ab. Ihre Mitglieder treffen sich zu politischen Diskussionen, verfassen und verbreiten Flugblätter mit ihren Ideen.
Im August 1940 wird Hilde Luke von der Gestapo in Hamburg festgenommen. Das Oberlandesgericht Hamm verurteilt sie gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Gruppe im Juni 1941 zu vier Jahren Zuchthaus. Nach der Haftverbüßung am 5. August 1944 kommt sie nicht frei, sondern wird in „Schutzhaft” genommen und muss mehrere Monate in verschiedenen Polizeigefängnissen verbringen. Nur knapp entgeht sie einer Massenerschießung und wird am 7. April 1945 von US-Soldaten aus dem Polizeigefängnis in Herne befreit.
Ich glaube nicht, dass Frauen eine andere Politik machen als Männer.
Hilde Schimschok in einem Interview, 1999
In den folgenden Jahren absolviert sie eine Ausbildung zur Fürsorgerin und leitet anschließend ein Kinderheim in Düsseldorf. 1950 heiratet Hilde Luke den Fürsorger Emil Schimschok. Das Paar bekommt eine Tochter. Hilde Schimschok engagiert sich in der Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten (AvS). Von 1965 bis 1976 gehört sie für die SPD dem Deutschen Bundestag an und setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen ein.
Hilde Schimschok berichtet erst nach ihrer Pensionierung über ihre Verfolgung im Nationalsozialismus und tritt in Schulen als Zeitzeugin auf. Sie stirbt 2001 in Dortmund, wo eine Straße nach ihr benannt ist.
Weiterführendes
Günther Högl (Hg.): Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933-1945. Katalog zur ständigen Ausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwach (2., überarbeitete Auflage, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Dortmund, Bd. 17), Dortmund 2002
Gisela Notz: Mehr als bunte Tupfen im Bonner Männerclub. Sozialdemokratinnen im Deutschen Bundestag 1957-1969. Mit 12 Biographien, Bonn 2007
Gisela Notz: Freidenkerinnen und Freidenker. Hilde Schimschok und die Widerstandsgruppe um Paul Winzen, in: Hans Coppi/Stefan Heinz (Hg.): Geschichte des Kommunismus und Linkssozialismus. Der vergessene Widerstand der Arbeiter. Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialdemokraten, Trotzkisten, Anarchisten und Zwangsarbeiter, Berlin 2012, S. 129-143