Clara Sahlberg wird 1890 in Rixdorf in eine Großfamilie hinein geboren. Nach dem frühen Tod ihres Vaters 1905 muss sie zum Familieneinkommen beitragen und arbeitet als Schneiderin.
1909 tritt Clara Sahlberg dem Verein der Heimarbeiterinnen für Kleider und Wäschekonfektion bei. In dieser Organisation arbeitet sie als Bürokraft.
1912 wird sie Gewerkschaftssekretärin beim Hauptvorstand des christlich-nationalen Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen.
1928 übernimmt sie die Frauen- und Jugendreferatsleitung des Zentralverbands der christlichen Fabrik- und Transportarbeiter und tritt ein Jahr später der christlich-konservativen Partei Christlich-Sozialer Volksdienst bei.
Nach der Zerschlagung der Gewerkschaften im Mai 1933 verliert Clara Sahlberg ihre Stelle und ist für längere Zeit arbeitslos. Sie wird als ehemalige Gewerkschaftsfunktionärin polizeilich überwacht, setzt aber ihr Engagement für christliche Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter fort.
Zu Kriegsbeginn 1939 zunächst als Hilfskraft im Arbeitsamt eingestellt, gelingt es ihr in kurzer Zeit, dort zur Abteilungsleiterin aufzusteigen.
Clara Sahlberg nutzt ihre gehobene Stellung im Amt, um Jüdinnen und Juden und anderen Verfolgten gefälschte Papiere auszustellen. Auch Jakob Kaiser, der nach dem 20. Juli 1944 von der Gestapo gesucht wird, beschafft sie falsche Papiere und versorgt ihn mit Lebensmitteln.
Nach Kriegsende arbeitet Clara Sahlberg in Berlin, Trier und Mainz für die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) und ist dort zuletzt als Bezirkssekretärin tätig. Sie erhält für ihr Handeln während der Zeit des Nationalsozialismus verschiedenen Ehrungen, darunter das Bundesverdienstkreuz.
Das Bildungs- und Begegnungszentrum der Gewerkschaft ver.di in Berlin-Wannsee ist nach ihr benannt.
Weiterführendes
Anke Fromme: Sahlberg, Clara (1890-1977). Gewerkschafterin für Frauen aus christlicher und sozialer Überzeugung, in: Siegfried Mielke (Hg.): Gewerkschafterinnen im NS-Staat. Verfolgung, Widerstand, Emigration, Bd. 1, Essen 2008, S. 270-276
Gisela Notz: „Ganz im Dienst für andere aufgegangen“. Clara Sahlberg (1890-1977), in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung (Jg. 2004, Nr. 3), hg. vom Förderverein für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Berlin 2004, S. 91-104