Marianne Pünder kommt als jüngstes Kind einer bürgerlich-katholischen Familie zur Welt. Als ihr Vater Richter am Reichsmilitärgericht wird, zieht die Familie nach Berlin. Nach dem Besuch der Höheren Töchterschule studiert sie Rechts- und Staatswissenschaften und schließt 1923 mit einer Promotion ab. 1927 wird sie Dozentin an der Sozialen Frauenschule des Berliner Zweigvereins des Katholischen Frauenbundes.
Für Marianne Pünder ist ihr katholischer Glaube nicht mit der NS-Ideologie vereinbar. Schon früh gerät auch ihre Familie in Konflikt mit dem Nationalsozialismus. Ihr Bruder Werner wird im April 1935 festgenommen, weil er als Anwalt die Interessen der Witwe des am 30. Juni 1934 von der SS ermordeten Erich Klausner vertritt. Marianne Pünder bemüht sich, Hafterleichterungen für ihren in der Prinz-Albrecht-Straße inhaftierten Bruder zu erreichen.
Anfang der 1920er Jahre lernt sie die Fürsorgerin am Berliner St. Hedwig-Krankenhaus, Marianne Hapig, kennen, die ihre Lebensgefährtin wird. Gemeinsam unterstützen die beiden Frauen jüdische Verfolgte, die versuchen, sich der drohenden Deportation zu entziehen.
Nach dem Umsturzversuch von 20. Juli 1944 stehen die beiden „Mariannen” den Familienangehörigen der Festgenommenen zur Seite und vermitteln ihnen Rechtsbeistand und Quartiere. Zudem betreuen sie die Inhaftierten im Gefängnis Tegel sowie im Zellengefängnis Lehrter Straße 3, wo auch Marianne Pünders Bruder Hermann in Haft ist.
Es gelingt den beiden Frauen außerdem, die Manuskripte von Pater Alfred Delp SJ sowie den Abschiedsbrief von Nikolaus Groß aus dem Gefängnis Tegel zu schmuggeln.
Nach Kriegsende engagiert sich Marianne Pünder in der Berliner CDU. 1957 übernimmt sie die Leitung der Sozialen Frauenschule des Katholischen Frauenbundes, der sie bis 1965 vorsteht. Seit 1989 erinnert eine Gedenktafel an ihrem letzten Wohnort in Berlin-Lichterfelde an die beiden „Mariannen”.
Weiterführendes
Elisabeth Prégardier (Hg.): Marianne Hapig. Tagebuch und Erinnerung, Annweiler 2007