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Biografie

Marianne Pünder

1. April 1898, Köln – 11. August 1980, Berlin (West)

Portrait: Marianne Pünder

Marianne Pünder kommt als jüngs­tes Kind einer bürger­lich-katholischen Fami­lie zur Welt. Als ihr Vater Richter am Reichs­mi­li­tär­ge­richt wird, zieht die Familie nach Berlin. Nach dem Be­such der Höhe­ren Töchter­schule stu­diert sie Rechts- und Staats­wis­sen­schaf­ten und schließt 1923 mit einer Pro­mo­tion ab. 1927 wird sie Do­zen­tin an der So­zia­len Frau­en­schu­le des Ber­li­ner Zweig­ver­eins des Katho­lischen Frauen­bun­des. 

Für Marianne Pünder ist ihr katho­lischer Glau­be nicht mit der NS-Ideo­logie ver­ein­bar. Schon früh gerät auch ihre Fami­lie in Kon­flikt mit dem National­sozialis­mus. Ihr Bruder Wer­ner wird im April 1935 fest­genom­men, weil er als Anwalt die In­teressen der Witwe des am 30. Juni 1934 von der SS er­mor­de­ten Erich Klausner ver­tritt. Marianne Pünder be­müht sich, Haft­er­leich­te­run­gen für ihren in der Prinz-Albrecht-Straße in­haf­tier­ten Bru­der zu er­rei­chen.

Anfang der 1920er Jahre lernt sie die Für­sor­ge­rin am Berliner St. Hedwig-Kranken­haus, Marianne Hapig, kennen, die ihre Lebens­ge­fährtin wird. Ge­mein­sam unter­stützen die beiden Frauen jü­dische Ver­folg­te, die ver­suchen, sich der drohen­den De­por­tation zu ent­zie­hen.

Nach dem Um­sturz­versuch von 20. Juli 1944 stehen die beiden „Mariannen” den Familien­ange­höri­gen der Fest­genom­men­en zur Seite und ver­mitteln ihnen Rechts­bei­stand und Quar­tiere. Zudem be­treuen sie die In­haf­tier­ten im Ge­fäng­nis Tegel sowie im Zellen­ge­fängnis Lehrter Straße 3, wo auch Marianne Pünders Bru­der Hermann in Haft ist. 

Es gelingt den bei­den Frauen außer­dem, die Manus­kripte von Pater Alfred Delp SJ sowie den Abschieds­brief von Nikolaus Groß aus dem Gefängnis Tegel zu schmuggeln.

Nach Kriegs­ende en­ga­giert sich Marianne Pünder in der Ber­liner CDU. 1957 über­nimmt sie die Lei­tung der So­zia­len Frau­en­schu­le des Katho­lischen Frauen­bundes, der sie bis 1965 vor­steht. Seit 1989 erinnert eine Gedenk­tafel an ihrem letzten Wohn­ort in Berlin-Lichterfelde an die beiden „Mariannen”. 

Portrait: Marianne Pünder

Marianne Pünder 

Weiterführendes

Elisabeth Prégardier (Hg.): Marianne Hapig. Tagebuch und Erinnerung, Annweiler 2007